Personen mit Koffer vor Globus mit Stecknadeln - Vektor Illustration für verschiedene Sprachen der Welt

Wie viele Sprachen gibt es auf der Welt?

Sprache ist mit eines der faszinierendsten Phänomene, die der Menschheit bekannt sind. Sie umgibt uns ständig, nimmt die verschiedensten Formen an und ist so komplex, dass man sie wahrscheinlich niemals bis ins Detail ergründen werden wird. Die verbale Sprache existiert bekanntermaßen in verschiedenen Formen – einfach ausgedrückt – in den verschiedenen Sprachen der Welt.

Die Schwierigste, die Meistgesprochene, die Seltenste

Wie viele es davon gibt, lässt sich zum einen nicht genau sagen und ist zum anderen den meisten Menschen völlig unbekannt. Nach verschiedenen Quellen und Zählweisen stehen uns über 7.000 verschiedene verbale Sprachsysteme zur Verfügung, um zu kommunizieren. Siebentausend.

Aus dieser unfassbaren Vielfalt an Sprachen stechen einige hervor, die aus verschiedenen Gründen besonders faszinieren. Von den meisten Sprechern einer Sprache, über die größten und kleinsten Lautinventare, bis zu den wenigsten Sprechern, sind wir auf die Suche nach den Superlativen der Sprachen gegangen.

Die Sprachen mit den meisten Sprechern

Die Top 3 der meistgesprochenen Sprachen sind Englisch, Chinesisch und Hindi, in dieser Reihenfolge, wobei das Chinesische vor dem Hindi und vor dem Englischen liegt, wenn es rein um die Erstsprecher geht. Zählt man alle jene dazu, die die Sprache als Fremdsprache beherrschen, liegt das Englische mit 1.500 mio. Sprechern auf Platz 1.

Die Sprache mit den wenigsten Sprechern

Es lässt sich nicht sagen, welche Sprache am wenigsten gesprochen wird, denn es gibt zweifellos einige, derer nur noch vereinzelte Personen mächtig sind. Darunter fallen vor allem die Sprachen Mittel- und Südamerikas, aber beispielsweise auch das Kornische in Südengland, das kürzlich von den Enkelkindern der letzten Sprechergeneration zum Teil wiederbelebt wurde.

Knapp die Hälfte der Sprachen gelten als vom Aussterben bedroht, wobei in 6 Stufen gegliedert wird:

  • Sicher: Das bedeutet, dass sie in allen Generationen gesprochen und auch rege weitergegeben wird. Sie gelten meist als Amtssprachen, oder haben sonst einen politischen Status.
  • Potenziell gefährdet: Solche Sprachen werden zwar gesprochen und auch weitergegeben, sie besitzen aber keinen politischen Status (anerkannte Sprache, oder Amtssprache), der sie schützen würde.
  • Gefährdet: Diese Sprachen werden von den Kindern zuhause nicht mehr als Erstsprache erlernt.
  • Ernsthaft gefährdet: Eine solche Sprache wird nur noch von der Großelterngeneration wirklich gesprochen und an die Elterngeneration kaum mehr weitergegeben. Die Kindergeneration spricht sie, wenn dann nur noch als Zweitsprache.
  • Moribund: Es ist bei moribunden Sprachen höchst unwahrscheinlich, dass sie überleben werden. Die einzigen Sprecher sind ältere Menschen, die die Sprache nicht mehr weitergeben (können).
  • Ausgestorben: Es gibt keine Sprecher mehr.

Wird eine Sprache auf dieser Skala zwischen potenziell gefährdet und moribund eingeordnet, spricht man von einer bedrohten Sprache.

Die Sprache mit dem größten Lautinventar

Sprachen bestehen ja bekanntlich aus Lauten und jeder, der eine andere Sprache gelernt hat, weiß, dass es in manchen Sprachen Laute gibt, die es in der eigenen Sprache nicht gibt. Einfachstes Beispiel ist das ‚th‘ im Englischen, wie in bath, zum Beispiel. Jede Sprache verfügt also über ein anderes Lautsystem, das sich mehr oder weniger von anderen Sprachen unterscheidet.

Nehmen wir zum Beispiel eine Sprache, die nur noch von ein paar wenigen tausend Sprechern in Botswana und Namibia gesprochen wird: ǃXóõ. Je nach Klassifikation zählt sie über 80 Konsonanten und ganze 31 Vokale. Sehr beachtlich, wenn man bedenkt, dass das Deutsche 15 Vokale und 25 Konsonanten zählt.

Im Kaukasus scheint man dagegen mit Vokalen gerne zu sparen, im Gegensatz zu den Konsonanten. Das Ubykhisch unterscheidet etwa 80 Konsonanten, davon allein 10 verschiedene s-Laute

Die meisten Vokale hat wohl das zentralvietnamesische Sedang mit 55.

Die Sprache mit dem kleinsten Lautinventar

Wir bleiben kurz im Kaukasus, denn dort gibt es eine Sprache – das Abchasische –, die nur 2 Vokale aufweist, dafür spart diese auch nicht mit Konsonanten. Auf beiden Ebenen vergleichsweise reduziert, kommt die Sprache Rotokas aus, die auf der Insel Bougainville gesprochen wird. Sie hat nur je 6 Konsonanten und Vokale.

Person trägt Kopfhörer und liest Buch - Vektor Illustration für verschiedene Sprachen der Welt

Die Sprache mit den meisten Fällen

Einige erinnern sich schmerzlich an die Zeit, wo die deutschen Kasus gelernt werden mussten. Dabei unterscheidet das Deutsche ohnehin nur 4 davon. „Ärmer“ dran sind da schon Menschen, die das Ungarische lernen möchten. Da kann man sich (je nach Zählung) durch 31 Kasus kämpfen. Die finno-ugrischen Sprachen haben es generell in sich. Auch das Wepsische, das östlich von St. Petersburg und am Ladogasee gesprochen wird, kennt ganze 24 Kasus.

Laut Wikipedia unterscheidet man in der Linguistik generell zwischen 42 Kasus, die aber wohl nicht alle auf einmal in einer einzelnen Sprache vorkommen.

Das Land mit den meisten Sprachen

Wenn man meint, die Schweiz vereine viele Sprachen auf einem Fleck, der fehlt dramatisch. In Papua Neu-Guinea kommen auf 7.476.000 Einwohner 840 Sprachen. In der Schweiz 4 auf 8.417.700 Einwohner.

Die schwierigste Sprache

Man wird es sich bereits denken können: DIE schwierigste Sprache gibt es nicht, denn je nachdem, welche Sprache(n) man schon kann, wird man sich leichter oder schwerer tun, eine neue zu erlernen.

Prinzipiell ist es wahrscheinlich am schwierigsten, jene Sprachen zu lernen, die der eigenen Sprache am unähnlichsten sind. Von deutschsprachiger Warte aus betrachtet, könnte das etwa das Ungarisch, oder Georgische sein, auch dadurch, dass diese Sprachen generell sehr komplex sind.

Ein Faktor, der oft vergessen wird, ist dass es für manche Sprachen keine Lernhilfen oder ähnliches gibt. Das Baskische wäre vielleicht in der Theorie leichter zu erlernen, als das Chinesische, es gibt aber keine vergleichbare Dokumentation, geschweige denn Lehrmaterialien. Von diesem Standpunkt aus, muss man wohl sagen, dass die am wenigsten bekannten Sprachen die am schwierigsten zu erlernenden sein müssen.