Personen zählen Wörter in Buch - Vektor Illustration für Wörter Deutsche Sprache

Wie viele Wörter hat die deutsche Sprache?

Es gibt 500.000. Sie denken nicht, dass das so genau bezifferbar ist? Da haben Sie ganz recht. Es gibt nämlich ungefähr, in etwa, schätzungsweise 300.000 bis 500.000 Wörter in der deutschen Sprache. Leider ist das wirklich nicht genau zu sagen, denn es gibt immer wieder Neubildungen, die mehr oder weniger relevant für die deutsche Sprachgemeinschaft sind, es gibt regionale Eigenheiten, etc. pp.

 

Im offiziellen großen Wörterbuch der deutschen Sprache findet man beispielsweise „nur“ 200.000 Einträge. Das liegt aber auch daran, dass fachsprachliche Termini mal weitgehend ausgelassen, mal mitberechnet werden. Im Vergleich dazu: der Alltagswortschatz liegt bei 12.000 bis 16.000 Wörtern und verstanden werden können von einem durchschnittlichen Erstsprecher 50.000.

Der Anbeginn des Wörterzählens

Am Anfang des 19. Jahrhunderts, als man sich endlich einig war, dass die deutsche Sprache ein schützenswertes, hochstehendes sprachliches Gebilde darstellt und nicht nur ländlicher Dialekt neben dem aristokratischen Französisch ist, begann man Wörter zu zählen. Johann Christoph Adelungs Zählung von 58.500 Wörtern wird 1811 post mortem veröffentlicht. Wilhelm und Jacob Grimm beginnen 27 Jahre später zu zählen. Auch ihr Werk wird post mortem publiziert – aber mit im Vergleich gewaltigen 350.000 Wörtern und eben erst 1961.

Auch im 21. Jahrhundert zählt man noch weiter. Wolfgang Klein, den Leiter des „Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache“ scannte mit seinem Forscherteam ein Korpus in beeindruckendem Umfang von 1914 bis 2004 und gliederte das Ganze in drei „Zeitscheiben“.

In den Schriften von 1994 ­­­– 2004 fand man 5.328.000 verschiedene Lexeme. Von 1948 – 1957 variierten die Wörter zwischen 5.045.000 Möglichkeiten und noch früher, von 1905 – 1914 fanden 3.715.000 Wörter Verwendung. Das ist ein Plus von über einem Drittel in einem Jahrhundert.

Was ist überhaupt ein Wort?

Jetzt ist es aber so, dass der digitale Dudenkorpus 23 mio. Grundlexeme umfasst. Wie geht das? Wie kommt’s, dass die Zahlen so gravierend auseinander gehen? Es ist im Grunde sehr simpel: Jeder zählt anders.

Lexikologen und Lexikographen sind dafür verantwortlich, dass Wörter Einzug in das Wörterbuch finden. Sie müssen entscheiden, welche Wörter relevant genug sind, um im Wörterbuch gefunden werden können müssen.

Wörterbuch durchzählen

Doch die Entscheidung ist naturgemäß nicht immer leicht. Wie misst man, wie oft das Wort verwendet wird und wie wichtig es für die Sprecher ist?

Das lässt schon eine Schlussfolgerung zu: Nicht jedes legitimer Weise als deutsches Wort zu wertende Wort steht im Duden.

Wortneuschöpfungen: ein Hoch auf die deutsche Kompositabildung

Das Deutsche hat die wunderbare Eigenschaft ellenlange Komposita zu bilden. Man hat hierbei unendlich anmutende Kombinationsmöglichkeiten und, dass man den berühmten „Donaudampfschifffahrtsgesellschaftsraddampferkapitänskajütentürsicherheitsschlüssel“ nicht unbedingt in den Duden schreiben möchte, ist auch recht verständlich. (Das längste Wort im Duden ist übrigens Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung.)

Das faszinierende an Sprachen ist, dass somit auch Wörter verwendet werden können, die in keinem Wörterbuch der Welt definiert werden und desungeachtet von jedem Sprecher verstanden werden. Im Fachjargon spricht man dabei von ‚Gelegenheitsbildungen‘. Beispiel: Blogartikelabsatzende.

Blogartikelabsatzende werden Sie niemals in einem Wörterbuch finden, doch da es hier steht, existiert es und das gilt für ganz viele Wörter

Band, Band, Band – Homonymie

Ein weiteres „Problem“ hat man bei Homonymie. Nehmen wir die Überschrift „Band, Band, Band“ als Beispiel. Wie viele Wörter sind hier zu zählen? Eines natürlich, oder? Es handelt sich ja immerhin dreimal um dasselbe Wort. Wie verhält es sich aber bei „Musikgruppe, Buch einer Reihe, Gewebestreifen“? Alles klar: 3 Wörter. Und bei „die Band, der Band, das Band“?

Zugegebenermaßen ist das doch ein recht klares Beispiel. Es gibt allerdings sehr viel mehr Beispiele in denen die Entscheidung nicht ganz so einfach ist. Begriffe, die die gleiche Form aufweisen, nennt man Homonyme. Linguistisch ausgedrückt würde man sagen mehrere Bedeutungen werden durch ein und dasselbe Zeichen ausgedrückt.

Zug, Zug, Zug – Polysemie

Kniffliger wird’s etwa beim Wort „Zug“. Es können die Gerätschaften der Bahn, eine ziehende Kraft, eine ungute Luftströmung, etc. gemeint sein. Man kann die Bedeutungen immer noch klar voneinander abgrenzen, aber es besteht ein unverkennbarer Zusammenhang. Zählt man also jetzt für „Zug“ nur ein Wort, oder mehrere und wenn ja, wie viele?

In Anbetracht dessen, dass es nahezu unmöglich ist, alle Wörter des Deutschen zu zählen, kann man eigentlich nur mit einer Antwort verbleiben: Es gibt viele.