Beim Übersetzen geht es nicht um einzelne Wörter
Auch wenn nach wie vor viele Freunde von (Online-)Wörterbüchern der Meinung sind, dass eine Übersetzung daraus besteht, das erste Wort des Satzes nachzuschlagen und zu übersetzen, dann das nächste Wort, und das nächste, und das nächste, so sind qualitativ hochwertige Übersetzungen doch durch die Übersetzung und Anpassung von Aussagen und Satzstrukturen geprägt.
So dynamisch wie die Sprache war einzig das Kurzpassspiel des FC Barcelona in der Saison 2009/2010. Es ergeben sich ständig neue Satzkonstruktionen und Verwendungen von Begriffen. Besonders die Werbebranche rühmt sich mit der steten Kreation neuer Satzstrukturen.
Das Krux mit den Ob-Sätzen
Im deutschsprachigen Raum etwa haben momentan Ob-Sätze Hochsaison. Ob Schwein oder Hühnchen, Pute oder Rind: Fleisch gibt dir Kraft!
Natürlich könnte man nun „Whether pork or chicken…“ übersetzen, das ist aber wohl mehr als veraltet und würde eher dem berühmten englischen Schriftsteller William S. Ehre bereiten, als dem Herausgeber des Werbeslogans.
Abgesehen davon, dass man die Liste der Substantive wohl unendlich lange fortspinnen könnte und dadurch die eigentliche Kernaussage, nämlich dass dir Fleisch Kraft gibt, immer später dargelegt würde (nämlich immer am Ende des Satzes), wirkt die ganze Satzstruktur beispielsweise im Englischen sehr plump und klobig.
In der Übersetzungsbranche wird zum Glück auch viel Wert auf die Anpassung neuer Satzstrukturen wertgelegt, auch wenn dies harte Arbeit für den Übersetzer bedeutet.
In diesem Fall müsste der Satz komplett umgebaut und einige der Fleischsorten außer Acht gelassen werden, damit auch eine gute Übersetzung daraus würde. Ja, richtig gelesen, Teile des Originals weglassen! Das Wichtigste am ganzen Satz ist, dass dir Fleisch Kraft gibt. Je später im Satzbau dieser Part kommt, desto weniger Nachdruck liegt darauf. Was in der Werbebranche natürlich nicht wirklich hilfreich ist.