Lokalisierung japanischer Videospiele: Nachfrage steigt!
Japanische Videospiele schaffen es selten nach Nordamerika oder Europa. Der Grund: Viele Entwicklerfirmen sehen den ausländischen Markt als ungeeignet, da die Inhalte der Spiele ausschließlich auf den japanischen Nutzer abzielen. Heute jedoch zeichnet sich ein gegenteiliger Trend ab: Mittlerweile existiert eine große Fangemeinde im Ausland, die die japanische Videospielkultur liebt – und die Branche gibt dem Begehren langsam nach.
Auch, wenn es noch ein Nischenmarkt ist: Japanische Videospiele werden auch außerhalb des Landes immer beliebter. Für viele Entwicklerstudios ist das jedoch Neuland, denn:
- Die meisten japanischen Videospiele schaffen es nicht über die Ländergrenzen hinaus.
- Spieler außerhalb Japans können die Titel nur als Import genießen.
- Lokalisierungen erfolgen (wenn überhaupt) nur „halbherzig“.
Insbesondere der letzte Punkt ist für viele Kunden aus dem Ausland ärgerlich, denn: Auch, wenn die japanische Spielekultur sehr speziell ist, sollte eine lokalisierte Version zumindest inhaltlich dasselbe bieten. Doch häufig ist nicht einmal das der Fall.
Die typischen „Fehler“ lokalisierter japanischer Videospiele
Japanische Spieleentwickler unterschätzten lange Zeit die Beliebtheit ihrer Titel im Ausland. Häufig besitzen diese Spiele einen engen Bezug zur japanischen Gesellschaft und Kultur, sodass man davon ausging, dass allein der japanische Markt zur Käuferschaft gehört. Lokalisierungen von japanischen Videospielen erfolgten deshalb (wenn überhaupt) nur halbherzig. Das Ergebnis war alles andere als zufriedenstellend:
- Gesprochener Text der Protagonisten wurde nicht übersetzt, sondern lediglich mit Untertiteln versehen.
- Ganze Szenen und Sequenzen wurden herausgeschnitten, weil sie auf kulturelle Besonderheiten Japans abzielten – ausländische Spieler würden das nicht verstehen, entschied man.
Doch aufgrund von Globalisierung und weltweiter Vernetzung ist vielen Menschen in Europa und Nordamerika die japanische Kultur nicht mehr so fremd, wie man in japanischen Spielefirmen meint.
Im Gegenteil: Es gibt eine große Fangemeinde, die besonders japanische Titel, wie „Yakuza“, „God Eater“ oder die vielen sogenannten „Visual Novels“ (eine Art Textadventure im Manga-Stil), allen anderen Spielen vorzieht. Das bedeutet für die Entwickler, dass eine Lokalisierung ihrer Spiele auf professionelle Art und Weise ein Muss ist, um diesen wachsenden Markt im Ausland zu bedienen.
Das Ausland fordert mehr japanische Spiele – die Branche reagiert
Viele große Entwicklerfirmen in Japan haben die steigende Nachfrage erkannt und bieten auch lokalisierte Titel für das Ausland an. In den meisten Fällen müssen sich Deutsch-sprechende Spieler jedoch mit der englischen Sprache begnügen. Capcom jedoch, einer der größten Entwicklerschmieden Japans, bietet für einen Teil seines Portfolios sehr viel mehr:
- Bis zu 15 verschiedene Textsprachen pro Titel.
- Eine eigene Sprachausgabe für bis zu 7 Länder an (ebenfalls pro Titel).
- Besonders beliebte Titel, wie Monster Hunter, dessen vierter Teil 2014 erscheint, spielen dabei natürlich eine besonders wichtige Rolle – hier werden die lokalisierten Fassungen von Version zu Version besser (die japanische Spielebranche lernt aus Fehlern, dank des Community-Feedbacks).
Die Textlastigkeit vieler japanischer Titel, macht es den Entwicklern zwar nicht leicht, der Wille, den Markt zu bedienen ist jedoch da. Und falls es die Spielefirmen selbst nicht schaffen, nimmt die Spielergemeinde das Ruder selbst in die Hand: Eine Kickstarter-Kampagne für die Lokalisierung von CLANNAD , einer beliebten Visual Novel, erforderte 140.000 US-Dollar. Erreicht wurde mehr als 540.000 US-Dollar. Das zeigt einmal mehr, wie groß die Nachfrage tatsächlich ist.